Der Traum von eigenen Ruderboot

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(Projekt 3R-S)

Als ich anfangs der 1970er Jahre mit dem Rudern begann, begeisterten mich die Boote von Beginn weg.  Bald entschied ich mich für den Rennsport und die dafür entsprechende Rudertechnik als auch Bootstechnik.  Schon bald keimte der Gedanke eines eigenen Rennbootes, doch waren die finanziellen Mittel zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben.  Mit der Zeit ebbte der Wunsch nach dem eigenen Boot ab und anderes Interessen übernahmen.  Jedoch kam mit der Revitalisierung des Viribus Unitis unweigerlich der Wunsch nach einem eigenen Boot zurück.  Schon einige Zeit hatte ich ein Auge auf den in die Jahre gekommen Doppelzweier „Los Angeles“ des Bootsbauers „STÄMPFLI“ geworfen.

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2x Stämpfli Bj. 1985

Im März 2016 stellte ich den Antrag auf Kauf des Zweiers und nach Zustimmung des Vorstandes wurde ich stolzer Besitzer des Rennzweiers Baujahr 1985.  Mir war klar, dass er nicht mehr taufrisch war, aber handwerklich sollte doch alles zu lösen sein.  Nach dem Transport zu meinem Wohnort und Lagerung „hinterm“ Haus wurde eine Bestandsaufnahme vorgenommen.  Diese fiel leider ernüchternd aus.

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Beschädigungen:

  • Waschboard Totalschaden
  • Rollsitze beschädigt und aus der Mittelachse verleimt
  • Rollschienen
  • Luftkasten Heck eingebrochen
  • Luftkasten Bug durch Waschboard beschädigt
  • Verdeckauflageleiste Heck abgebrochen
  • Bug Schutzleiste abgerissen und Holz angefault
  • Bug Bootshaut von Gondellauste abgelöst
  • Risse über die ganze Länge (bis zu 1 Meter)
  • Bootshaut teilweise eingedrückt
  • Kipfen durch unsachgemäßes Schrauben verquetscht
  • Dollen ausgeschlagen
  • Ausleger zerkratzt und Dollenaufnahme verquetscht

Was nun, stellte ich mir die Frage.  Zahlt es sich überhaupt noch aus eine Reparatur durch zu führen.  Nach ganzen zwei Wochen des Überlegens, Planens und wiederholten Besichtigens der Schäden kam ich zu dem Entschluss einer Komplettlösung – ein Concept Boat – Projekt 3R-S.

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Am 9. Mai 2016 startete ich mit den Arbeiten.  Als Erstes fertigte ich zum Schutz des Bootes vor Wettereinflüssen aus einer Bauplane eine Abdeckung für das Boot an.  Unser Haus nur unwesentlich länger als die verpackte Zigarre.

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Jeder nur irgendwie bewegliche Teil wurde nun abmontiert.  Das bereits zum Teil weggebrochene Waschboard trennte ich mittels Multitool vom Boot ab.  Ebenso wurde der eingebrochene Luftkasten und die Verdeckauflageleisten mittel Multitool entfernt sowie Stemmbretter und Ausleger in ihre Einzelteile zerlegt.

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Das so reduzierte Boot bekam es nun mit dem Deltaschleifer zu tun.  Alle Risse und durch Feuchte angegriffenen Stellen des Bootes, innen und außen, wurden bis zum gesunden Holz abgeschliffen.

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Das Problem der durch Fremdeinwirkung entstandenen Eindellungen der Bootshaut konnte ich durch Spannten, welche zwischen Gondelleiste und Kiel gespannt wurden, entgegenwirken.  Gefertigt hatte ich diese aus einer 3 mm Flugzeugsperrplatte.  Die Risse wurden zusätzlich von innen mit zwei Komponenten Epoxiharz und Glasfasermatte verstärkt.  Die neuen Spannten dann darüber ebenfalls mit Epoxiharz verklebt.  Das Epoxiharz von West System wurde mir dabei von Max Schellenbacher, der mir einige gute Tipps zu den Arbeiten gab, empfohlen.

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Ebenfalls begann ich mit dem Epoxiharz die gequetschten Kipfen, ausgerissene Schraubenlöcher und den Bug auf zu bauen.  Der Bug war mit einer Kunststoffleiste gegen leichte „Anfahrschäden“ gesichert.  Die genagelte Leiste hatte jedoch auch Wasser zum Holz durchdringen lassen.  In mehreren Arbeitsschritten bildete ich diesen Bereich nach.

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Da das Boot ein „Concept Boat“, also etwas Besonderes werden sollte, entschied ich mich für ein festes Verdeck.  Da ich keine Sperrplatte in der Länge des Buges oder Heckes bekam, musste ich Verstrebungen zur Auflage der Teilplatten einbauen.  Ich verwendete dazu Abachi Holz, woraus auch die Bootshaut besteht.

Zudem sollte das Waschboard aus stärkerem Holz gefertigt sein, damit dieses nicht so leicht brechen konnte.  Hier entschied ich mich für eine 9-fach verleimte Spannplatte aus Birkenholz.  Aufgrund der Länge des neuen Waschboardes von ca. 4 Metern musste ich dieses aus mehreren Teilen zusammenleimen.  Anschließend wurde die Form vom alten Waschboard übertragen und die Luftkastenbereiche neu geformt.  Nach einer Säge und Schleifarbeit wurde das neue Waschboard aufgesetzt und mittels Epoxiharz mit den Kipfen und der Bootshaut verklebt.

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Jetzt konnten ich die Anpassungsarbeiten für das neue Verdeck beginnen.  Wiederum aus einer 3 mm Flugzeugsperrplatte wurden die neuen Verdecke in grober Form ausgeschnitten.  Je drei Teile für Bug und Heck waren erforderlich.  Eingearbeitet auch gleich die Luftkastenlöcher für die neuen Kunststoffdeckel.  Und wie bisher wurden die Teile mittels Epoxiharz aufgeklebt.  Nach der Trocknungszeit konnte ich dann den Überstand mit dem Multitool kürzen und plan verschleifen.

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Die entstandene scharfe Kante wurde mit der Oberfräse gerundet.  Ebenso beim neuen Waschboard innen und außen.  Jetzt fehlte noch der auf Spitz stehende und gegen das Wasser geneigte Wellenbrecher, eine Herausforderung beim Zuschnitt.  Nach dem Aufkleben sah das Ganze schon ganz flott aus.

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Nun begann ich jedes Loch, jeden Riss und jede Delle mit zwei Komponentenkitt zu überdecken, denn die Idee war es eine färbige Lackierung innen und außen anzubringen.  In mehreren Arbeitsgängen wurde Kitt aufgetragen und wieder abgeschliffen, aufgetragen, abgeschliffen, aufge…….  .

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Auf der Suche nach einem geeigneten Lack wurde ich in Deutschland bei der Firma Epiform fündig.  Schon der 2K Kitt war von diesem Betrieb als auch der nun folgenden „Primer“ oder die sogenannte Grundierung.  In mehreren Spritzvorgängen brachte ich die Grundierung auf, um sie dann mittel Schleifpapier zu glätten.  Nun sichtbare Unebenheiten wurden nochmals mit Kitt gefüllt, verschliffen und grundiert.  Der letzte Schliff war dabei ein 600er Wasserschliff.

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Da ebenfalls auch die Kleinteile des Bootes mit Farbe versehen werden sollten, mussten diese genauso gründlich vorbereitet werden.

Den Einblick in das Bootsinnere wollte ich aufgrund der vielen sichtbaren Reparaturen einschränken und so stellte ich über Schablonen eine Abdeckung für den Sitzbereich her.

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Kopfzerbrechen machte in dieser Phase vor allem, wie und wo konnte der Lackiervorgang ordentlich durchgeführt werden.  Mein Schwager Manfred, früher Spengler und Lackierer, nahm sich der Sache an.  Erstes Urteil – das Boot muss feiner geschliffen werden und um das Boot in einem Arbeitsgang zu lackieren, muss eine Drehvorrichtung vorhanden sein.

Die Oberfläche des Bootes wurde in einem weiteren zwei tätigen Arbeitsgang noch genauer geschliffen.

Komplizierter gestaltete sich schon die Vorrichtung zum Drehen des Bootes beim Lackieren.  Zwei Galgen als Drehpunkt mit einem Profilrohrkreuz und Gewindestangen die durch die erste und letzte Kipfe fix mit dem Kreuz verschraubt wurden, war die Lösung.

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Inzwischen lieferte Max Schellenbacher auch die bestellten Neuteile.  Rollschienen, Rollsitze, Luftkastendeckeln und Stemmschuhaufnahmen kamen dafür aus seiner Werkstatt.

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Am 8. September 2016 war es dann soweit.  Das Boot auf den Galgen drehbar montiert inmitten unserer Wiese.  Manfred mit professionellem Kompressor und Spritzequipment war zur Stelle und nachdem die Sonne nicht mehr direkt das Boot traf, ging es los.  In drei Arbeitsgängen wurde der zwei Komponenten Bootslack in RAL 3002 (Kaminrot) aufgetragen.  Während der Spritzens immer wieder Boot hochkippen und herunterlassen, damit ein gleichmäßiges Ergebnis erzielt werden kann.  Die Befürchtung, dass viele Mücken auf der roten Farbe landen werden, trat bis auf zwei Fliegen nicht ein.  Wunderschön war das Ergebnis kurz nach 19.00 Uhr.

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Der nächste Morgen brachte eine kleine Ernüchterung, starker Tau hatte sich auf der Bootshaut gebildet und der für 18 Stunden offenen Lack hatte Wasser angenommen und war nun matt und fleckig – ein Rückschlag.

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Manfred sah das nicht so dramatisch, erst einmal mit 2000er Wasserpapier schleifen und dann mit Schleifpasta polieren, erst dann urteilen.  Manfred lackierte nun die Kleinteile in RAL 9005 (Schwarz glänzend) damit sich diese vom Rot des Rumpfes abheben konnten.

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Nach fünf Tagen Trocknungszeit des Lackes ging ich einmal mehr mit dem Schleifpapier ans Werk.  Rot gefärbt zeigte sich bereits mein Pflaster als ich nach zwei Tagen endlich mit der Polierpasta ans Boot gehen konnte. Und dann geschah etwas Wunderbares – ich konnte mich im neuen Verdeck spiegeln.  Bis auf wenige verbliebene Stellen, konnte ich den Lack wieder auf Vordermann bringen.

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Jetzt ging es darum das Boot wieder für den Ruderbetrieb zusammen zu bauen.

Die Aluminium Ausleger brachte ich mit einem Schleifflies zu einem annehmbaren Aussehen.  Die Dollenaufnahme wurde mit der Oberfräse wieder gerade gefräst und neue Dollen montiert.

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Die Stemmbretter neu gebohrt und die Schuhe auf die Montageplatten mittels Schablone verbohrt. Die Sitzplatzabdeckung wurde mittels Silikonkleber und den Rollschienen mit den Verstrebungen verbunden und die Sitze eingesetzt.

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Für die Stemmbretter hatte ich Schnellspanner besorgt, damit die Flügelmuttern beim Drehen die Schuhe nicht mehr beschädigten. Aus Nirosta Blech hatte ich mir Abdeckungen für die stark ramponierten Kipfen fertigen lassen, damit das Holz dort nun geschont werden kann.

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Der im Bootsdesign gefärbte Bugball wurde angebracht und als letzten Schritt die Beschriftung des Bootes am Bug angebracht.

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Am 27.09.2016, nach viereinhalb Monaten war es nun soweit, mein Bruder Günter und ich richteten zur „Jungfernfahrt“.  Mein Concept Boat sollte schwimmen und hoffentlich gut ruderbar sein.

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Das Ergebnis war überwältigend.  Das Projekt 3R-S (Repair – Refurbish – Revive by SCHRAMM) war nun abgeschlossen.

Der Traum vom eigenen Boot hatte sich erfüllt.

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Hier gibt es noch ein paar zusätzliche Fotos!

 

 

 

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