sISTERs – ein lang geplantes Projekt nimmt Fahrt auf!
Es braute sich etwas zusammen bei den Ister-Damen, das spürte man schon länger. Als erstes für alle sichtbare Zeichen fiel auf einmal ein Aufkleber mit einem s’ISTER‘s Logo auf der Damengarderobe auf. Einige Männer kamen da schon ins Staunen: da tut sich etwas bei den Isterianerinnen.
Für mich begann es am 11. Mai mit:
Hallo Stefan!
Die s’ister’s würden heute um 18:00h ev. gerne das 1.x im neuen Skull 8er (Test) Rudern. Hättest du Zeit, uns a bisssal zu coachen und zu steuern? Das wäre superlieb von dir!
War die Whatsapp Message die Elfie an mich sendete. Meine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Sehr gerne“! und dachte mir ok so schnell kann’s gehen und du trainierst eine Damenmannschaft. Und ich freute mich sehr auf diese spannende Zeit. Einzelnen Leuten habe ich ja schon öfter das Rudern beigebracht und auf etwas Ruderwissen kann ich ja aus meiner Erfahrung als Junior auch zurückgreifen. Ob das reicht einen Damen Achter in Fahrt zu bringen darüber war ich mir zu der Zeit auch noch nicht ganz sicher.
Schon bald wurde klar, so einfach wie es sich anhört ist es nicht. Zu unterschiedlich sind die Niveaus der Damen. So kämpften wir uns manchmal im C-Vierer durch und es gab viel zu lernen. Der Carpe Diem wurde ja noch von den Master Männern zum Riemen rudern gebraucht und viele im Verein waren sich noch nicht sicher ob das wirklich was werden würde. Einzig vom Heimo kam eine klare Ansage: er unterstützt das Projekt und wir werden ein Boot für das Blaue Band haben wenn wir eines brauchen. Ich glaube er spürte schon damals den Stolz mit drei Achter am Wörthersee „aufkreuzen“ zu können.
Viele Videos wurden gedreht und Gopros an den unterschiedlichsten Stellen im Boot montier, um zu sehen wo denn die Fehler liegen und was man besser machen könnte.
Die WhatsApp Gruppe „Sitsers Blaues Band“ bekam mehr und mehr Mitglieder und nach und nach wurde das Team größer. Ich kann nicht sagen, dass das Mitteilungsbedürfnis im s’ISTER‘s Team größer ist als zum Beispiel in der Rowing friends Whatsapp Gruppe. Es ist also keines Wegs so, dass in diesem femininen Projekt mehr gechatted wird. Es wurde auch diskutiert ob es in einem femininen Projekt nicht andere Kommandos braucht: „Ans Boot, Sie hebt“ stand kurze Zeit im Raum, hat sich aber nicht durchgesetzt. Mittels Doodle konnte dann so nach und nach festgestellt werden wer wann Zeit hat zum gemeinsamen Training.
Schnell wurde klar der Unterschied in der Ruderkunde von fast Anfängern und nicht mehr Rennruderinnen ist einfach zu groß. Also startete ich mit Einzeltrainings im Zweier. Das war so nicht geplant, aber es musste sein. Für mich war es auch sehr lehrreich zu sehen welche meiner Ansagen auf fruchtbaren Boden fallen und wann es zu viel der Ansagen wurde und es in kompletter Verwirrung endete.
Martin sagte spontan zu, dass er das Projekt auch unterstützt und ich war vorsichtig skeptisch. Es stellte sich heraus, dass er sich sehr gut und teamfördernd einbrachte und das Projekt seither toll unterstützt. Auch unsere Zusammenarbeit entwickelte sich prächtig. Er springt immer ein und ist ein toller Goprohalter – Konstrukteuer und Produzent sowie eine ausgezeichnete Ersatz sISTER.
Streng geheim wurde von den Damen der Entschluss gefasst, wir brauchen eine eigene, coole Dress. Nur durch einen Zufall habe ich das mitbekommen und vereinbarungsgemäß geheim gehalten. Es wurden Kleidungsstücke ausprobiert und es war klar, es sollte eine etwas andere Dress als die herkömmlichen Ruderanzüge sein, es ist ja schließlich ein feminines Projekt. An einem gemütlichen Clubabend philosophierte man darüber und so kam die Idee, ob eventuell Tenniskleider etwas zweckentfremdet verwenden werden könnten. Ob man damit auch gut rudern konnte war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht klar. Also machten sich Vero, Martin und Elfi einmal auf die Suche…und siehe da: sie wurden fündig. Head-Designerin Vero verpasste den schlichten Kleidchen dann noch den richtigen s’ISTER’s und Ruder-Style und fertig waren die neuen Renndressen.
Elfi ist die Treibende Kraft in diesem Projekt und übernahm von Anfang an die Organisation und checkte, in vom Piratenball bekannter Manier, alles was notwendig war. Von Ersatzleuten, Boot und Skull, Mitfahrgelegenheiten, Trainingszeiten und Orte. Mir war das sehr Recht, weil das wäre mir definitiv zu viel geworden und das wollte ich auf gar keinen Fall machen.
Für einige der Damen wurde auch klarer, dass artet in Arbeit aus und benötigt mehr Zeit als nur Wanderrudern. Manche sagten dann ab, weil es mit dem Job nicht zu vereinbaren ist, andere fielen wegen Verletzungen oder bevorstehenden Behandlungen aus. Allen eine gute Besserung und guten Erfolg der Behandlungen an dieser Stelle. Manche sagten gleich von Anfang an, dass sie als Ersatz für Trainings zur Verfügung stehen, aber sicher nicht das Rennen fahren werden und hatten ihren Spaß im Training.
Die Videos wurden mehr und mehr und ich lernte mit der Videoschnitt-Software besser umzugehen, konnte nun auch Titel für die Videos machen und Zeitlupen Sequenzen einfügen. In den Videos konnte man die gemachten Fehler gut sehen und es war spannend zu sehen wie das Team immer synchroner wurde.
Dann kam die Woche wo wir im Carpe Diem in Ottensheim trainieren konnten. Teilweise noch mit Ersatz einzelner fehlender Damen durch Gerald, Peter und immer wieder auch Martin. Nach dem ersten Tag in Ottensheim war es dann eine Überraschung, dass Gerald und Philu am Katamaran uns mitfilmten. Wir hatten eine sehr gute Woche und die Ausfahrt am zweiten Tag war wirklich grandios. Gerald sagte: „ja, es schaut schon ganz gut nach Rudern aus“. Der Carpe Diem begann zu laufen und zu gluckern, wie es Boote machen, die schnell fahren. Alles wurde ausgewertet, die Boatchoach App auf Martins Handy gab uns die Schlagzahl und die Geschwindigkeit an. Die Pulsuhr von Vero und Martin zeichnete die Strecken auf und wir konnten diese Daten auswerten. Das Boot wurde schneller und es machte allen sehr großen Spaß und es war auch anstrengend.
Am dritten Tag stand dann die Fahrt von Ottensheim in den Winterhafen bevor. Wir wollten diese Fahrt nutzen um einmal die Renndistanz auf Druck und ohne Pause zu fahren. Ich war mir nicht sicher ob „meine Damen“ nach der Fahrt noch mit mir reden würden. Es war anstrengend, alle 1000m dreißig Schläge mit Druck und insgesamt 16km in ca. 45 Minuten zurück zu legen war die Herausforderung die das Team mit Bravour meisterte. Die Donau und das Wetter unterstützte uns perfekt. Es stellte sich heraus, dass es für mich gar nicht so einfach ist bis 30 zu zählen, das Team anzufeuern, auf die Schifffahrt und die Rudertechnik zu achten. So sagte mir Gudrun nachher, dass es meistens mehr harte Schläge waren, die gefahren wurden. Na zumindest waren es nicht weniger.
Alle im einheitlichen Dress, das war eine Augenweide. Am ISTER Floß wurden wir von mehreren Leuten mit Kamera empfangen und willkommen geheißen.
Bevor ich es vergesse, es war auch der Beginn der mentalen Arbeit. Ein Ruf wurde entwickelt und einige Menschen in Ottensheim drehten sich um als das Team den Schlachtruf vom Stapel ließ.
Ister s’ISTER‘s go go go, Ister s’ISTER‘s go go go, Ister s’ISTER‘s … GO!
Im Team raus zuschreien ist eindeutig identitätsstiftend und schweißt zusammen – auch wenn es sich für die eine oder andere seltsam anspürte.
Der Ehrgeiz nahm zu und so trainieren wir nun weiter und genießen es. Inge Stekl kam zu unserem Team und alle freut es riesig, dass sie dabei ist. Einige wichtige Tipps kamen gleich durch sie noch an die Frauschaft und ich bin sicher, sie wird das Team einen großen Schritt weiterbringen.
Das Mentaltraining haben wir dann in der Ister weiter fortgesetzt. Ich konnte auf meine Visions Lehrerin Brigitta Lipold zurückgreifen und dankenswerter Weise mit Ihr an einem Wochenende einige Übungen zusammenstellen und eine Phantasiereise für unsere Zwecke adaptieren. Die Musik war rasch aus meinem Fundus herausgesucht und Martin unterstützte uns wieder einmal, indem er seinen großartigen Marschall Verstärker zur Verfügung stellte. Wir waren zu sechst und die Damen haben es genossen. In der Phantasie erschien bereits die neue Dress und die Wichtigkeit des Projekts für die Sichtbarkeit der Frauen in der Ister. Ob die Vase, die in der Phantasiereise auch aufgetaucht ist, ein Pokal wird, dass wird das Rennen zeigen 😊. Wir bleiben auf jeden Fall dran und Ihr lest und hört von uns.
Tolles Projekt!
Und danke Stefan, dass du da so fleißig trainierst :-)!