Viele Ruderer sind über die verkürzte Rudersaison dieses Jahr sehr besorgt. Angeblich lassen sich die 1000km, die man gerne im Jahr rudert, nicht mehr erreichen. Dass so etwas doch geht, und in noch viel kürzerer Zeit, zeigte damals ein ganzes Team aus Ruderern des Ister im Jahre 1978, vor genau 42 Jahren. Doch lest selbst!
Linz-Belgrad: 19.6. – 30.6.1978, aus dem Archiv des LRV Ister
1976 ruderten einige Ruderboote vom Ister nach Budapest (501 Km), meines Wissens waren wir das 2. Boot (nach ca 1926), das soweit stromab ruderte. Weil diese Wanderfahrt für uns so schön und einmalig war, sagten Edi und ich, nächstes Jahr rudern wir nach Belgrad, da war noch nie jemand. Sind eh nur doppelt so viele Km. Aus 1 Jahr wurden aus Terminproblemen dann 2 Jahre.
Am 19.6.1978 war es dann soweit. 9 Uhr Winterhafen, beim Floß, unser Steuermann Edi gibt das Kommando: „Auslage – los!“ und los ging`s. Vor uns lagen also 1000km. 12 Tage Zeit haben wir uns gegeben. Edi hat alles bis ins kleinste Detail geplant. Es sollte die längste Ruderpartie werden, die jemals vor uns und aus heutiger Sicht auch nach uns ein Ister-Boot gemacht hat. Was sind schon 80 Km im Schnitt pro Tag, die wir rudern sollten, d.h. ca 5 Stunden/Tag, sind ja „nur“ 60 Stunden in 12 Tagen ! „Wir schaffen das!!!“ Keine Kraftwerke, dafür viel Gegenwind, Ostblock, keine offenen Grenzen, unendlich viele bürokratische Hürden und der schmerzende Hintern (1000 km am harten Rollsitz !!). 30.6.1978, Strom Km 1170 (!) wir steigen in Belgrad aus dem Boot, wir haben es geschafft! Mit einigen Zusatz-Km- etwa in die Drau, bei ihrer Mündung in die Donau, sowie in die Save, in Belgrad wurden es 1004 km.
Zum Abschluß nur Folgendes: Für jeden der Belgradfahrer, die mit ihrer Fahrt einen neuen Vereinsrekord aufgestellt haben, hatte diese Marathonfahrt besondere und verschiedene Eindrücke hinterlassen.
Besonderer Dank galt Edi für die hervorragende Planung und besonders auch unseren beiden Ruderkameraden Reinhard Resch und Harald Koch ,die mit dem Bootsanhänger nach Belgrad kamen um unsere Boote wieder nach Linz zu transportieren! (34 Stunden!). Wir Ruderer fuhren mit der Bahn in 17 Stunden, z.T. im Stehen (wegen Schmerzen im Hinterteil, aber auch weil der Zug so voll war) wieder nach Linz.
Folgende Teilnehmer waren dabei: Im Vierer Bacchus (der nach der ULM – Fahrt 1974, wieder repariert war und den es heute noch gibt): Eduard Leischko,Günther Lehner,Brigitte Girardi,Horst Kuttelwascher, Im Dreier: Klaus Lummerstorfer, Wolfgang Mayr, Helmut Röhrl. Im Dreier von Ottensheim: Gerd Kerschner Wolfgang Wagner, Gerhard Hemmelmair.
Die Tagesetappen: mit ev. Zusatz-Km:
1. Tag | Linz-Pöchlarn | 92 km |
2. | Tulln | 84 km |
3. | Bratislava | 96 km |
4. | Komarom | 105 km |
5. | Visegrad | 75 km |
6. | Budapest | 47 km |
7. | Dunaföldvar | 84 km |
8. | Baja | 86 km |
9. | Apatin | 79 km |
10. | Vukovar | 74 km |
11. | Novisad | 84 km |
12. | Belgrad | 98 km |
1004 km | ||
Bericht von Günther Lehner
Ein kleines Detail am Rande: zu den damaligen Preisen: Abendessen: 1 Suppe,1 Hauptspeise, 4 Brot, 2 Torten,1 Fl. Wein ,1 Bier: 112 Forinth = österr. Schilling: 4.80. (und jetzt in €: 0,35 cent)