Es war mir ein Bedürfnis dies in geeigneter Form, nämlich im Achter, zu „berudern“. Eintrittsdatum: 7.6.1960 und somit wäre der Stichtag am 7.6.2020 gewesen, wenn da nicht? Ja, wenn nicht da am Weißensee die Ruderwoche begonnen hätte. Eigentlich wollte ich den Achter mit der Mannschaft besetzen, mit der ich 1966 ÖM in Klagenfurt wurde. Und es war klar, dass nicht mehr alle verfügbar waren. Zwei hatten uns schon für immer verlassen, zwei haben sich von der Ruderei zurückgezogen und so blieben nur noch Karl Sinziger, Franz Derflinger und ich übrig, der Vierte, Manfred Guthardt war terminlich verhindert. Also wurden mit Bernd Schickinger und Günther Theinschnack zwei aus der aktiven Zeit und mit Franz Ransmayr, Harald Stifter und Klaus Lummerstorfer zwei weitere „Alt-Isterianer“ dazu gewonnen. Als Jüngster sprang dann noch dankenswerterweise unser Präsident Alex Weigl ein. Es ist gar nicht so einfach, eine Achter-Mannschaft nach eigenen Vorstellungen zu bilden.
Die Zielvorschläge: Beginnend vom Steinmetzplatzl, oder WIKING oder Kurvenwirt oder doch Ottensheim (Fähre oder Regattawirt)? Karl Sinzinger „O-Ton“: „Du woaßt eh, dass der Älteste dös Ziel vorgibt!“ – „Eh klar, Karl“ – „ Oisa, zum Regattawirt“. Ottensheim und Derflinger: „??? – I ruder` nur die Hälfte und die andere steuer i“. Aha! Also suchte und fand ich in Klaus einen ruderwilligen Steuermann – na also, geht ja doch. Freitag, 3.7.20, 14 h, Bootshaus – die Mannschaft war da. Erfreulicherweise auch Manfred Guthardt – er hatte ja als Rad-Streckenchef bald wieder „seines Amtes zu walten“. Der Linzer Pegel zeigte 430 – steigend. Ottensheim? Schlagmann? Fast alle lehnten dankend ab. Nur Alex ließ sich nicht lange bitten und er klopfte ganz schön los. Ich – hinter ihm hatte schon nach zwei KM spürbar eine rote Birne mit entsprechender HF – rein gefühlsmäßig war ich damit nicht allein.
Am WIKING-Floß übernahm – wie vereinbart – Franz das Steuer. Der Wunsch, Ottensheim nicht unbedingt erreichen zu müssen, war gut spür- und hörbar. Also schlug ich vor, „bis zum Agfallnan“ zu rudern und danach beim WIKING-Wirt einzukehren. Das wurde mehrheitlich angenommen. In einer nicht mehr zu überbietenden Zeit konnten wir schließlich beim 2141,3-er wenden und die Frage, zum Wiking zu rudern, war wegen des vorbeischießenden Wassers eher theoretisch.
Die Freude, den Wirt zu stürmen war vorerst auch etwas gebremst – das Floß ging innerhalb der kurzen Zeit ca. 20cm „unter“, musste auf Niveau gekurbelt und der Achter hinauf getragen werden. Schon vor dem ersten Bier begann der „Schmäh zu laufen“. Besonders die „G´schichtln“, die da „druckt“ worden sind, lösten viel Heiterkeit aus. Kein Wunder, bei einem Altersschnitt „plus/minus 70“ kommt doch einiges an Erlebtem zusammen – von Regatten angefangen über Wanderfahrten bis hin zu Bergtouren und vieles mehr. Viel zu schnell verging die Zeit, es hieß einsteigen und Rückfahrt antreten. Bei dem Wasserstand kehrten wir – ohne viel Rudern – sehr flott zum ISTER zurück.
Resümee eines 75-jährigen zu 60 Jahre ISTER-Mitgliedschaft – das erspar ich euch und mir – es würde den Rahmen sprengen. Nur so viel – wie so oft im Leben gibt’s auch in einem Verein während einer so langen Zeit Licht- und Schattenzeiten. Das sollte aber die Freude über eine lange Vereinszugehörigkeit nicht schmälern. Mein Dank dafür aber geht an alle, die diese lange Zeit mit mir gestaltet und erlebt haben, besonders und aktuell der Mannschaft aber, die ich für diese „60er-Fahrt“ gewinnen konnte.
Reinhard Resch